Müssen wirklich 20 Prozent der Pflegekräfte studieren?
Der demographische Wandel hat eine wachsende Zahl multimorbider, chronisch kranker und pflegebedürftiger Patienten zur Folge. Diese Menschen brauchen künftig nicht nur mehr, sondern auch qualitativ andere Versorgungsleistungen. Der wissenschaftlich-technische Fortschritt verstärkt die Komplexität der Anforderungen in der Pflege. Berufliche Qualifizierung ist deshalb wichtiger denn je. Aber: Braucht gute Pflege wirklich einen Bachelor? (...)
Bettina Plettl, Inhaberin der MediVital Sozialstation, Bad Birnbach: In kaum einer anderen Einrichtung im pflegerischen Bereich ist die Zerreißprobe so groß wie bei den Pflegediensten: Einerseits arbeiten wir direkt mit den Pflegebedürftigen zusammen, die nur eines wollen: eine möglichst hohe Ergebnisqualität. Diese ist nur über sozial kompetente und fachlich versierte Pflegekräfte zu erreichen. Diese Fachkräfte brauchen wir, sie fehlen uns bereits heute und aufgrund der zunehmenden Anzahl an pflegebedürftigen Menschen wird der Bedarf um 100.000 ansteigen. Andererseits stehen wir vor der Herausforderung, genau diese Mitarbeiter zielgerichtet zu führen, um den wirtschaftlichen Betrieb unserer Einrichtungen mit begrenzten Mitteln optimal zu gewährleisten. Für diese Aufgabe brauchen wir auch hochqualifizierte Experten in jeder Einrichtung – allerdings mit Augenmaß, bedarfsorientiert und refinanziert durch die Kassen. Ein Studium kann dabei nützlich sein, ist allerdings nicht notwendige Voraussetzung.